Am vergangenen Sonntag veranstaltete die Junge Union Völklingen eine Online-Klausurtagung zum Thema ÖPNV und den damit zusammenhängenden Reaktivierungsmöglichkeiten verschiedener Bahntrassen.
Mit den Experten Erhardt Pitzius von der Plattform Mobilität und Thorsten Gundacker-Dollak von den Völklinger Verkehrsbetrieben konnte sich die die JU Völklingen über enorme Expertise zum Thema ÖPNV freuen.
Gastbeiträge in Form von Videos der Bürgermeister von Völklingen und Großrosseln, Christof Sellen und Dominik Jochum (beide CDU), rundeten die Klausurtagung ab. Außerdem schaltete sich der Vorsitzende der JU Saar, Johannes Schäfer, zu um den Beiträgen der Experten beizuwohnen.
Pitzius berichtete der JU, dass voraussichtlich auf die Stadt Völklingen mit der Reaktivierung der Rossel- und Bisttalbahnen keine Kosten zukommen würden, die von ihm geschätzten notwendigen 25 Millionen Euro Investitionsvolumen zur Reaktivierung der Rosseltalbahn würden vom Bund mit 70 bis 90 Prozent gefördert. Da es sich um eine Bahnlinie handelt, seien die restlichen 10 bis 30 Prozent der Kosten durch das Land zu tragen. Positiver Nebeneffekt einer Reaktivierung der Bisttalbahn sei auch die potenzielle Nutzung für den Güterverkehr. Pitzius bemängelt landesweit, dass der ÖPNV nicht gut genug aufeinander eingespielt ist, an verschiedenen Beispielen kann Pitzius dies auch nachvollziehbar belegen.
Grundacker-Dollak wies darauf hin, dass auch ohne Bahn durch einen engeren Takt bereits jetzt viele Verbesserungen möglich seien, womit auch die von Pitzius bemängelte Abstimmung innerhalb des Taktes der Vergangenheit angehören würden. Eine „flottere“ Elektrobus-Flotte, die in Völklingen ab 2021 als Pilotprojekt für das Saarland fahrtaufnehmen wird, wird dabei außerdem helfen. „Der Wechsel zur E-Mobilität im öffentlichen Nahverkehr verbessert nachhaltig die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger in Völklingen und der Region – und motiviert auch andere, auf ein klimaneutrales Fortbewegungsmittel umzusteigen“, sagt Thorsten Gundacker-Dollak, Geschäftsführer der Völklinger Verkehrsbetriebe GmbH.
Grundacker-Dollak stimmte Pitzius außerdem darin zu, dass der ÖPNV auf der Straße nur zusammen mit jenem auf der Schiene funktionieren könne. Bei Reaktivierungen von Bahnstrecken müsse man den Busbetrieb gegebenenfalls anpassen und auf Zubringerdienste umstellen.
Die Junge Union Völklingen sprach sich anschließend für die schnellstmögliche Verbesserung des ÖPNV aus: „Wenn ein zusätzliches Angebot auf der Schiene durch die Bürgerinnen und Bürger angenommen wird, ist die Junge Union Völklingen durchaus für die Reaktivierung der beiden Bahnstrecken. Allerdings muss dies durch eine Erhebung nachgewiesen werden. Erst wenn sichergestellt ist, dass die Bahnstrecken auch genutzt werden können wir uns in Bezug auf die Reaktivierung von den Bahnstrecken im Rossel- und Bisttal endgültig positionieren. Bis dahin können die vorhandenen Angebote durch bessere Taktung, E-Fahrzeuge und ein optimiertes Tarifsystem bereits attraktiver werden und für den ÖPNV werben“, zieht Andreas Hell als Organisator und Moderator der JU-Tagung ein Fazit. Weiter greift Hell die Worte von Erhardt Pitzius auf: „Der ÖPNV muss endlich sexy werden! Nur dann wird er auch angenommen! Wenn die Verkehrsministerin Anke Rehlinger den ÖPNV im Saarland zukunftsfähig machen will, darf sie das Thema nicht weiter auf die lange Bank schieben, trotz oder gerade wegen Corona!“